Windmühle

Quickborn

Bericht aus der "Dannenberger Zeitung" vom 15. März 1952

Die letzte sich drehende Windmühle unseres Altkreises in Quickborn
Seit 300 Jahren drehen sich die Flügel — Der Wind wird immer knapper

Wir haben eben den Staatsforst Seybruch hinter uns gelassen und fahren auf der Landstraße nach Quickborn zu. Der kleine Ort liegt in strahlender Sonne vor uns. Rechts auf einem kleinen Hügel, genannt der Mühlberg, steht das Wahrzeichen Quickborns , die alte Windmühle. Bald haben wir es geschafft, denn dieser Windmühle, der letzten im Altkreis Dannenberg, gilt unser Besuch. Wir treffen den Besitzer August Bente persönlich an, ein rüstiger, ehrwürdiger alter Müllermeister, dem man seine 84 Jahre absolut nicht anmerkt. Mit Stolz gibt er uns Aufschluß über sein schon seit 1788 bestehendes Müllergeschlecht. Seiner Energie und Tatkraft allein ist es zu danken, daß auch heute noch eine Windmühle hier im Altkreis tatsächlich mit Wind betrieben werden kann.

Die alte Mühle, welche Bente 1925 in Quickborn kaufte, wurde vor 300 Jahren erbaut, wie Pastor Trede aus der Gemeindechronik feststellte. Als Bente die Mühle von der derzeitigen Eigentümerin kaufte, hatte sie schon 10 Jahre stillgestanden. Die Mühle selbst war vollkommen verfallen und besaß nur 2 Flügel. Bente brachte sie in 6 Wochen wieder auf die Beine. Er selbst war mit allen anfallenden Reparaturarbeiten von Kind auf vertraut. Neben dem Müllerhandwerk erlernte er zusätzlich anderthalb Jahre Tischler und Mühlenbauer. Zum Aufbau der alten Mühle hatte er sich noch 2 Mühlenbauer der Firma Lenthe aus Kirchhorst bei Burgdorf zu Hilfe geholt. Es war in den 6 Wochen der Instandsetzung eine schwierige, aufreibende Arbeit, doch es gelang, und stolz drehten sich die Flügel auf dem Mühlenberg wieder.

Es gab in der Umgebung von Quickborn noch andere Windmühlen, so in Damnatz, Nebenstedt, Grippel und Gusborn. Doch alle haben mit den Jahren ihre Flügel verloren und sind dem roten Hahn oder der Modernisierung anheim gefallen. Da es heute äußerst schwer ist, noch kundige Windmühlenbauer bei Reparaturarbeiten zur Verfügung zu haben, sind im Zuge der Zeit die Mühlenbesitzer von der Instandhaltung ihrer Windmühlen abgekommen. Doch Bente in Quickborn blieb seinem Windantriebe treu. Seine These hat sich im vergangenen Krieg als vollkommen richtig erwiesen. Während es keinen Strom oder Benzin für die Motore anderer Mühlen gab, so blies bei Bente der Wind eifrig in die Flügel und ließ die Mühlsteine mahlen.

Natürlich, hat Vater Bente sich den modernen Errungenschaften nicht verschlossen. Um das Jahr 1930 baute er gleichfalls eine elektrische Anlage in die Mühle ein und ließ während des Krieges das Getriebe nach dem Paltrocksystem umändern. Aber auch diesen Umbau ließ er so anlegen, daß er jederzeit mit Windkraft mahlen kann. 1939 erhielt die Mühle ihre letzten neuen Flügel aus Lärchenholz. Diese Holzart hat eine Dauerhaftigkeit von 40 Jahren. Kiefernholz, das ebenfalls dazu verwendet werden kann, verfault zu schnell. Die Mittelstöcke der Flügel sind aus Eichenholz hergestellt. Mengenmäßig kann die Mühle mit Windantrieb am Tage 50—60 Zentner Schrot und 15—16 Zentner Mehl mahlen. Alle sechs Monate müssen die Mühlsteine geschärft werden. Doch meinte Vater Bente, er habe das Gefühl, daß der Herrgott den Windmüllern etwas böse geworden sei, denn er habe festgestellt, daß seit 10—15 Jahren der Wind nachgelassen hat. Eine Feststellung, die wohl manchen Meteorologen interessieren könnte.

Seit Ende des Krieges führt der Sohn des Müllers, Heinz Bente, den Betrieb. Eine Saatreinigung ist im Nebengebäude der Mühle eingebaut.

Wir stehen neben der letzten Windmühle im Altkreise Dannenberg und hören ein hin und wiederkehrendes leichtes Knarren und Quietschen der Mühlenflügel und ein stilles, monotones Rollen zweier Mühlensteine. Ein Stück Romantik ist uns hier vom Sturm der Zeit unbeschadet erhalten geblieben. Möge es noch lange vor der nimmersatten Technisierung bewahrt bleiben. H.G.
Autor/-in:  Willi  Boje
Herkunft:  Paul-Friedrich  Miest
Quelle:    Rundlingsverein Wendland
Nutzungsrechte: Die Abbildung stammt aus der Sammlung des Rundlingsvereins mit unterschiedlicher Herkunft. Für die Rechte zur gewerblichen Nutzung wenden Sie sich bitte an: Burghard Kulow, Strasburger Weg 6, 29439 Lüchow, bk@vordem.de.
Baudenkmal • Holländerwindmühle • Mühle
Archiv-ID: 27076
Kommentare
Torsten Schoepe 11.10.2025
Zur Mühle in Quickborn ist ein interessanter Bericht aus dem März 1952 aufgetaucht und jetzt bei diesem Bild veröffentlicht.
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